Neujahrsansprache 2020 des Stadtpräsidenten

Ä guets Nois! Willkommen auf dem Rathausplatz. Ich freue mich, dass Sie am Bächtele 2020 dabei sind. Ihr Interesse ehrt mich, herzlichen Dank!

Liebe Bülacherinnen, liebe Bülemer, nicht nur ein Jahr ist zu Ende gegangen, ein weiteres Jahrzehnt ist Vergangenheit. Heute stehen wir bereits in den 20er Jahren!

Ich hoffe, Sie konnten die Festtage und die freien Tage geniessen, sich vom Alltagsdruck befreien, Ruhe finden und Beziehungen pflegen. An Weihnachten feierten wir die Geburt von Jesus, dem Sohn Gottes, der Person, die seit über 2‘000 Jahren Menschen Hoffnung gibt. Seine Worte sind auch die Grundlage unserer Kultur und unserer Werte. Dazu zitiere ich gerne Martin Luther: „Die Geburt Jesu in Bethlehem ist keine einmalige Geschichte, sondern ein Geschenk, das immer bleibt!“

Rückblick 2019

  • Unsere Stadt hat im November die Anzahl von 21‘000 Einwohnerinnen und Einwohner überschritten. Zum heutigen Zeitpunkt zählen wir bereits 21‘250 Personen.
    Mit einem Zuwachs im Jahr 2019 von beinahe 1‘000 Personen, haben wir ein absolutes Rekordjahr erlebt. Wir sind an allen Ecken und Enden herausgefordert, insbesondere im Bereich des Schulraumes. Im Schulhaus Allmend, wie auch im Guss müssen wir dringend neuen Schulraum erstellen. Das Parlament wird sich dieses Jahr mit den entsprechenden Projektierungskrediten befassen können.
  • Was anfangs der 90er Jahre begann, erlebte am 20. Mai 2019 einen grossen Meilenstein. Was war das? - Vor fast 30 Jahren befasste man sich bereits mit einer zentralen Stadtverwaltung. Endlich fand letztes Jahr der Spatenstich für unser Stadthaus statt. Heute steht das Gebäude in seiner ganzen Grösse da, nächstes Jahr werden wir einziehen können.
  • Unsere Büli-Mäss im vergangenen Oktober war ein voller Erfolg, Tausende kamen, um unsere Gewerbemesse zu besuchen. Sie gehört zu einem der Anlässe, der weit über Bülach hinaus in der Region bekannt ist. Ich war richtig stolz auf unser Gewerbe und unsere KMU’s. Sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Das lokale Gewerbe verdient unseren Respekt und vor allem unsere Aufträge und Einkäufe!
  • Feste und Veranstaltungen: Z’Büüli lauft immer so viel! Diesen Satz höre ich immer wieder aus den benachbarten Gemeinden. Unsere traditionellen Jazztage in der Altstadt sind ein grosses Publikumsmagnet. Der Verein zur Förderung und Wahrung der wirtschaftlichen und ideellen Interessen vom Stadtzentrum, genannt bülachStadt, hat nebst den vielen Veranstaltungen, wie dem Nachtcafé und dem Nachtwächter, zum ersten Mal den „Schneemaalauf“ organisiert. Wir erlebten zudem Ende August das erste Partnerstadtfest mit den „Amici di Santeramo“.
    Nicht nur die Altstadt lebt, sondern auch auf dem Lindenhof fanden eine Serie von tollen Events statt. Die Bülacher Unternehmer Sabrina Bernhardgrütter und Oliver Oetjen organisierten das Streetfoodfestival und das Fonduehüsli. Unsere lokalen Bierbrauer John Hiltebrand und Sarah Gianesi veranstalteten das bereits vierte Bierfestival. Ich bedanke mich bei diesen zwei Paaren für ihr unermüdliches Engagement für unsere Stadt.
  • Es freut mich sehr, dass das Parlament an seiner letzten Sitzung entschieden hat, das Stadtblatt mit einem jährlich sinkenden Betrag während den kommenden vier Jahren zu unterstützen. Information fördert die Meinungsbildung, die Vernetzung, das Engagement der Bevölkerung sowie die Mitbeteiligung – und sie schafft einen Beitrag für die Integration aller Neu-Bülacherinnen und Neu-Bülacher. Die Bülacher Themen werden dadurch vermehrt zum Gespräch und das wiederum führt für uns alle zu ausgereiften politischen Entscheidungen.
    Gegen diesen Beschluss werden zurzeit Unterschriften für ein Referendum gesammelt und wenn es zu Stande kommt, so werden Sie alle mitentscheiden können, ob Sie das Stadtblatt in Zukunft alle vierzehn Tage im Briefkasten haben möchten. Der kleine Beitrag von 10 Rappen pro Person und Ausgabe ist der tiefste in der Umgebung. Kein lokales Blatt in der Region kommt ohne finanzielle Beteiligung der Gemeinden aus. Mich würde es sehr freuen, wenn Bülach zum lokalen Stadtblatt JA sagen würde.
  • Vor einem Monat, am Tag der Freiwilligen, fand unser traditionelles Mittagessen im Goldenen Kopf statt. Die jährlich wachsende Anzahl an Personen, die sich freiwillig für die Menschen und das Wohl unserer Stadt einsetzen und sich für diesen Anlass anmelden, freut mich enorm!
    180 Personen waren dabei; so viele, dass wir dieses Jahr ein neues Lokal suchen dürfen. Es engagieren sich aber viele mehr und ich hoffe wir müssen einmal die Stadthalle für diesen Anlass in Anspruch nehmen.

    Dank: Für alle, die den Anlass verpasst haben und Ihnen allen, die heute zuhören: Von Herzen ein grosses DANKESCHÖN für alles, was Sie für die Menschen unserer Stadt bewegen. Ob das in einem Sport-, in einem Kultur- oder gemeinnützigen Verein ist, ob Sie sich politisch engagieren oder ob Sie ganz einfach Nachbarschaftshilfe leisten, Ihr Beitrag ist sehr wertvoll für uns alle. Merken Sie sich bitte den 5. Dezember 2020. Die Stadt bedankt sich einmal jährlich bei allen Freiwilligen mit einem musikalischen Leckerbissen und einem feinen Mittagessen.

Ausblick auf das Jahr 2020

Im September wird der Stadtrat bereits die Halbzeitbilanz dieser Legislatur vorstellen. Meine Stadtratskolleginnen und Kollegen arbeiten intensiv mit ihren Abteilungen an diesen Zielen.

Auch dieses Jahr werden wir die politische Kultur der Partizipation und der Zusammenarbeit weiterführen. Die nächste Stadtwerkstatt findet bereits in zwei Wochen am 18. Januar zum Thema „Kultur- und Begegnungszentrum“ statt. Die Themen werden der Standort, das Raumprogramm und mögliche Trägerschafts- und Betriebsformen sein. Wir haben bereits schon beinahe 100 Anmeldungen; sind Sie auch dabei? Gerne treffe ich Sie auch an diesem Anlass!

Ich liebe es, wenn möglichst viele Personen bei der Entwicklung von Bülach mitdenken, das stärkt die Identifikation und prägt unsere politische Kultur. Es ist so wesentlich, dass Stadt- und Gemeinderat zum Wohle unserer Stadt zusammenarbeiten und wir alle gemeinsam mit der Bevölkerung unsere Stadt vorwärts bringen.

Im Rahmen der Entwicklungsziele unserer Stadt, werden wir Ihnen das Zielbild für ein lebendiges Stadtzentrum vom Untertor bis zum Bahnhof präsentieren. Das Thema Verkehr und die Überarbeitung des Gesamtverkehrskonzeptes werden uns dieses Jahr genauso beschäftigen, wie die Weiterentwicklung unserer Sportanlagen und der Ausbau von Schulraum.

Unsere Stadt befindet sich, nach wie vor, in der dynamischsten Phase ihrer Geschichte, es ziehen jährlich hunderte von Menschen nach Bülach. Für die so wesentliche und wertvolle Integration, werden auch dieses Jahr unzählige Vereine mit ihren tollen Angeboten engagiert sein. bülachStadt wird auch wieder im Stadtzentrum ihre beliebten Veranstaltungen durchführen. Am 9. Mai 2020 findet erstmals im neuen Quartier „Im Guss“ ein grosses Quartierfest für alle Bülacherinnen und Bülacher statt.

Der Klimaschutz oder anders ausgedrückt, die Bewahrung der Schöpfung gewinnt, Gott sei Dank, zunehmend an Bedeutung. Was international und national diskutiert wird, ist auch lokal angekommen. Jeder von uns macht sich zunehmend Gedanken, was denn sein Beitrag für den Umweltschutz sein könnte. In diesem Bereich engagieren sich, nebst dem Naturschutzverein und anderen, auch der Verein Transition Bülach.

Ich bin über den Einsatz aller und diese längst fällige Entwicklung im Klimaschutz dankbar!

Besinnliche Gedanken zum Jahreswechsel

Gerne teile ich mit Ihnen, wie in den vergangenen Jahren, an der Neujahrsansprache jeweils einige Gedanken über einen Wert, den ich für eine gesunde und gut funktionierende Gemeinschaft oder eben für unsere Stadt für wichtig erachte, denn ich bin überzeugt, dass unser Verhalten unsere Haltung offenbart und diese Haltung wiederum unsere Werte. Umgekehrt ist es deshalb bedeutend, uns die entscheidenden Werte immer wieder vor Augen zu führen, damit diese unsere Gesinnung prägen und wir unser Umfeld mitgestalten können.

Einander Achtung und Respekt entgegen zu bringen, eines der zentralsten Wertehaltungen und Tugenden unserer Gesellschaft, beschäftigt mich auch deshalb, weil ich den Eindruck habe, in der Öffentlichkeit erodiere die Achtung voreinander. Der Umgang untereinander, vor allem in den sozialen Medien, aber auch im wirklichen Leben, wird zunehmend von Respektlosigkeit dem anderen gegenüber geprägt.

Achtung hat mit Anerkennung zu tun. Das Gefühl, geachtet und anerkannt zu werden, ist ein menschliches Grundbedürfnis. Wir sind wertvoll geschaffene Wesen mit einem Sinn für Gemeinschaft. Unsere Gesellschaft ist auf der Grundlage der Menschenwürde aufgebaut. Dies bedeutet, dass wir glauben, dass alle Menschen, unabhängig von Merkmalen wie Herkunft, Geschlecht oder Alter, denselben Wert haben. Wir sind alle einzigartig und haben eine schützenswerte Würde. Unsere Beziehungen basieren auf dem Entgegenbringen von gegenseitiger Achtung und Anerkennung. Es ist, so zu sagen, der Kit, der unsere Gemeinschaft zusammenhält.

Dass wir unser Gegenüber achten, kann bei erwachsenen Personen nicht verordnet werden, gegenseitige Achtung entsteht auch nicht, weil sie jemand einfordert, sondern weil wir selber erkennen, dass es die richtige Haltung ist, den anderen Menschen zu achten. Wir möchten selber gerne geachtet und anerkannt werden. Dies zu wissen, hilft uns, diese Wertehaltung zu leben.

Achtung gegenüber unseren Mitmenschen zu zeigen, fängt grundlegend beim Zuhören an und bedeutet, das Gegenüber ernst zu nehmen.

Wir zeigen auch eine Grundhaltung der Achtung, wenn wir die gute Arbeit anderer anerkennen und es mitteilen.

Bei den Kindern hingegen, sollten wir uns wieder vermehrt das Zitat von Jeremias Gotthelf zu Herzen nehmen: «Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland.» Mit dem Vorleben von gegenseitiger Achtung, Lob und Anerkennung wachsen unsere Kinder zu starken und wertschätzenden Persönlichkeiten auf.

In der Öffentlichkeit zeigt sich die Achtung vor seinen Mitmenschen in den verschiedensten Situationen. Wenn wir im Zug mit Kopfhörer Musik hören und die Lautstärke unserer Kopfhörer so einstellen, dass nicht das gesamte Zugsabteil mithören muss. Auch unsere Nachbarschaft zuhause schätzt es, wenn wir rücksichtsvoll Radio hören oder Fernseher schauen. Achtung vor unseren Mitmenschen zeigen wir auch, in dem wir nachts mit dem Auto möglichst leise fahren, weil uns bewusst ist, dass andere Personen auch das Bedürfnis nach Nachtruhe haben. Wenn wir keinen Abfall und keine Zigarettenstummel auf den Boden werfen, achten wir unsere Umwelt und wertschätzen unsere städtischen Werkmitarbeiter und Werkmitarbeiterinnen.

Für alle digitalen affinen Menschen unter uns: wie wäre es, wenn wir das Mobile weglegen und der Person, mit der wir uns gerade unterhalten, die volle Aufmerksamkeit zukommen lassen würden? Das ist eine Haltung von Achtung und Respekt und dafür gibt es keine APP.

Wir können und müssen gegenüber respektlosem Umgang im Alltag den Mund aufmachen. Bei Beleidigungen und Drohungen müssen wir auch in unserem Umfeld aufstehen und der Rechtsstaat muss Grenzen setzen.
Unsere Demokratie lebt von der fairen Auseinandersetzung, von der Diskussion um den „richtigen“ oder angemessenen Weg und deshalb gehört zur Demokratie der Respekt vor der Meinung des anderen.

Zum Schluss zitiere ich gerne einen meiner Lieblingsschauspieler, Denzel Washington: „So viele Dinge kommen zurück und sind wieder in. Ich kann es kaum erwarten, bis Moral, Respekt und Intelligenz wieder im Trend sind!“

Ich hoffe, dass wir in Bülach gemeinsam eine „Kultur der Achtung und der Anerkennung“ pflegen und erhalten können.

Neujahrswünsche

Ich wünsche Ihnen ein spannendes und erfülltes 2020. Möge dieses Jahr Ihnen und Ihren Liebsten viel Freude bereiten. Gesundheit und Gottes Segen mögen Sie begleiten!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Mark Eberli, 2. Januar 2020