Im Dialog

Tagesschule vs. momentanes Angebot

Von Karl Sutter

Eintrag vom 23.07.2020

Guten Tag

Gibt es eine überschaubare und differenzierte Gegenüberstellung des momentanen Betreuungsangebotes vs. der gewünschten Tagesschule?

Die Stimmberechtigten möchten sicher wissen, welches Angebot finanziell attraktiver ist. Und zwar für den Steuerzahler wie für die Eltern.

Besten Dank für Ihre Bemühungen.

Mit freundlichem Gruss

K. Sutter

Antwort der Stadt Bülach

Von Stadt Büach

Antwort vom 05.08.2020

Sehr geehrter Herr Sutter

Die Tagesschule ist ein zeitgemässes alternatives Angebot für Eltern im Hinblick auf die Betreuung ihrer Kinder. Wie Sie aus der Medienmitteilung und den auf der Homepage aufgeschalteten Dokumenten entnommen haben, handelt es sich um ein Pilotprojekt, welches auf vier Jahre befristet ist. Für Eltern ist das Angebot absolut freiwillig. Sollten sich Eltern für die Tagesschule entscheiden, werden sie ihre Kinder an den vorgeschriebenen Tagen (über Mittag) nicht (mehr) in die schulergänzende Betreuung schicken.

Insofern wird es mit grosser Wahrscheinlichkeit zu einer Verlagerung kommen: D.h. ein Teil der Eltern, welche ihre Kinder schon bisher in die schulergänzende Betreuung geschickt haben, wird neu das Angebot der Tagesschule wählen. In einem solchen Fall erwachsen der Stadt Bülach keine zusätzlichen Kosten. Sie werden aber dem Projekt Tagesschule und nicht mehr der schulergänzenden Betreuung belastet. Wie Sie aus Antrag und Weisung (Seite 15) entnehmen können, liegt der Kostendeckungsgrad der Tagesschule im Durchschnitt bei etwa 70%. Der gleiche Kostendeckungsgrad wurde vom Gemeinderat für die schulergänzende Betreuung festgelegt. Hingegen entfallen bei der Tagesschule die Subventionen. Die Stadt Bülach muss also nicht zusätzlich reduzierte Tarife (mit)finanzieren, wie dies bei der schulergänzenden Betreuung der Fall ist (vgl. Text in Antrag und Weisung Seite 14 / «4.1. Grundsätzliche Überlegungen zur Finanzierbarkeit einer Tagesschule»).

Die Abteilung Bildung geht davon aus, dass das Angebot der Tagesschule auch Eltern, die bisher nicht vom Betreuungsangebot Gebrauch machten, motivieren wird, ihre Kinder anzumelden. In solchen Fällen entstehen natürlich zusätzlich Kosten. Für das gesamte Pilotprojekt ist ein Kostenrahmen von Fr. 340'000.- (für vier Jahre) vorgesehen.

Fazit für den Steuerzahler: Aus heutiger Sicht sind die von Bülach übernommenen Kosten pro Kind für die Tagesschule etwa gleich hoch, wie wenn dasselbe Kind während der entsprechenden Zeit die schulergänzende Betreuung besuchen würde. Die Pilotphase wird aber sicher noch genauere Zahlen über die Kosten der beiden Angebote liefern, weil diese nicht zuletzt vom Anmeldeverhalten der Eltern und der entsprechenden Auslastung abhängen.

Fazit für Eltern, welche ihr Kind für die Tagesschule anmelden: Weil bei der Tagesschule der «Einheitstarif» gilt und es keine Abstufungen nach Einkommen gibt, wird es für Eltern, die bisher nur den Minimaltarif für die schulergänzende Betreuung bezahlt haben, tendenziell ein bisschen teurer (weil ja das gesamte Paket gebucht wird und keine einzelnen Tage herausgepickt werden können). Dafür gehören ab der 2. Klasse an bestimmten Nachmittagen betreute Aufgabenstunden zum Grundangebot, was wiederum attraktiv ist. Eltern, welche bisher keine Vergünstigungen bei den Tarifen der schulergänzenden Betreuung hatten, zahlen in den meisten Fällen für das gleiche Angebot in Form der Tagesschule weniger. Allerdings können sie die Tage nicht mehr frei wählen, sondern müssen das gesamte Paket beziehen. Zusätzliche Betreuungsmodule müssen zu den bisherigen Konditionen dazugebucht werden.

Warum fallen für die Stadt Bülach keine höheren Kosten an, obwohl das Angebot der Tagesschule für viele Eltern eher günstiger ausfällt als bisher bei der schulergänzenden Betreuung? Die Primarschule Bülach kann bei der Tagesschule mit einer fixen Auslastung rechnen und dadurch auch die Betreuung optimieren, was zu geringeren Kosten führt.

Die Personalkosten für die schulergänzende Betreuung sind abhängig von der Anzahl der am jeweiligen Tag angemeldeten Kinder. Diese variiert ständig. Zudem gibt es Gruppen mit vielen jungen Kindern (Kindergarten), welche mehr Betreuung benötigen. Weil für solche Gruppen folglich ein tieferer Betreuungsschlüssel angewendet werden muss, steigen die Personalkosten. Für eine Gruppe von 15 Kindern braucht es in der schulergänzenden Betreuung beispielsweise zwei Betreuungspersonen, obwohl mit derselben Anzahl an Betreuungspersonen genauso gut 22 Kinder aufgenommen werden könnten. Der Alltag zeigt, dass nur im günstigsten Fall eine Vollbelegung pro Personaleinheit erreicht wird. Das treibt die Kosten in die Höhe.

Bei der Tagesschule rechnet das Ressort Bildung aufgrund der Erfahrungen von anderen Gemeinden mit mehr Anmeldungen als vorhandenen Plätzen. Das ermöglicht eine Vollauslastung, was auch die finanzielle Kalkulierbarkeit erleichtert. Zudem wird in der Tagesschule der aktuelle Betreuungsschlüssel für UST-Kinder leicht angehoben und durch die Vollbelegung (22 Kinder pro Tagesschulklasse) werden die personellen Ressourcen voll und ganz ausgeschöpft. Beide Massnahmen wirken sich schliesslich dämpfend auf die Personalkosten der Tagesschule aus.

Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung und verweisen an dieser Stelle auf die Abstimmungszeitung, die rechtzeitig im Vorfeld in die Haushalte verschickt wird.

Freundliche Grüsse

Markus Fischer, Leiter Bildung