Gesamtverkehrskonzept / Zentrumsdurchfahrt, Postulat Stefan Basler

Gemeinderat Stefan Basler verlangte anfangs 2013 mittels Postulat zu prüfen, wie eine zusätzliche Verkehrsverbindung vom/zum Bahnhof und eine direkte Ost-West-Verbindung realisiert werden könne. Der Stadtrat sieht nach eingehender Prüfung der Fragestellungen keinen Anlass, von der im Gesamtverkehrskonzept festgehaltenen Strategie zur Bewältigung des heutigen und zukünftigen Verkehrs abzuweichen.

Verkehrspolitisches Leitkonzept

Das im März 2012 verabschiedete Gesamtverkehrskonzept gilt als Leitkonzept für den Stadtrat für die nächsten
15 – 20 Jahre. Die Entwicklung in Bülach Süd und der erwartete öffentliche und private Mehrverkehr inklusive Bülach Nord sind dabei berücksichtigt worden. Das Gesamtverkehrskonzept wurde in Zusammenarbeit mit Fachpersonen und Vertretern der städtischen Parteien erarbeitet. Die darin enthaltenen 45 Massnahmen sind aufeinander und mit den übergeordneten Vorgaben abgestimmt. Ebenso sind darin alle verkehrlichen Aspekte schlüssig behandelt. Bestätigt wurde das jetzt auch in einem Bericht der Firma Buchhofer AG (Zürich), welcher im Zusammenhang mit der Beantwortung des Postulats von Gemeinderat Stefan Basler erstellt worden ist.

Das Umgestalten der Zentrumsdurchfahrt ist als gesamtverkehrliche Massnahme im Gesamtverkehrskonzept vorgesehen. Mit der Zentrumsdurchfahrt soll hauptsächlich das Zentrumsgebiet erschlossen werden. Eine weitere Verkehrszunahme durch das Zentrum (Abschnitte Kasernen-, Bahnhof- und Winterthurerstrasse) soll verhindert werden. Der Durchgangsverkehr von täglich über 4000 Fahrzeugen ist entsprechend möglichst auf die Hochleistungsstrasse und die Staatsstrassen rund um die Altstadt zu leiten.

Verkehrsverbindung vom/zum Bahnhof

Die Testplanung Bülach Nord und das Gesamtverkehrskonzept haben gezeigt, dass es keinen Sinn macht, den motorisierten Individualverkehr über die Bahnhofstrasse zum Bahnhof zu führen und dort Parkplätze anzubieten. Das Gesamtverkehrskonzept sieht deshalb vor, die öffentlichen Parkplätze beim Bushof bis auf zehn Kiss+Ride Parkplätze aufzuheben. Damit kann der notwendige Platz für den Busbetrieb auch nach der vierten Teilergänzung des ZVV sichergestellt werden. Zudem führt die Massnahme zu einer Entlastung der Verkehrsströme von und zum Bahnhof. Die wegfallenden P+R Anlage im Bahnhofring werden gemäss Gestaltungsplan Bülach Nord beim heutigen Güterbahnhof kompensiert und weiter ausgebaut.

Die Busverbindungen können aus betrieblichen und aus Attraktivitätsgründen nicht an die Schaffhauser- bzw. Nordstrasse verlegt werden. Sie müssen und sollen weiterhin via Bahnhofstrasse zum Bushof zu- und wegfahren. Eine Unter- oder Überführung zum heutigen Bushof für den öffentlichen Verkehr, z.B. ab Schaffhauserstrasse, wäre verkehrstechnisch schwierig und sehr teuer. Sie wurde deshalb bereits bei der Testplanung als unrealistisch und viel zu teuer verworfen.

Neue Ost-West-Verbindung

Das Ingenieurbüro Buchhofer AG (Zürich) prüfte die Realisierbarkeit und Folgen einer Ost-West-Verbindung. Eine solche neue Verbindung hätte zwar eine Entlastung der Zentrumsdurchfahrt zur Folge. Gleichzeitig würde sie aber zu unerwünschten Verkehrsverlagerungen und zu mehr regionalem Verkehr führen. In Bülach würden Wohngebiete mit zusätzlichem Verkehr belastet. Zudem wäre eine neue Ost-West-Verbindung nur längerfristig realisierbar, grob geschätzt ca. im Jahr 2040. Die Kostenschätzung beläuft sich auf ca. 85 Millionen Franken. Da das Realisieren einer solchen Ost-West-Verbindung durch den Kanton als unwahrscheinlich eingeschätzt werden muss, wären die Kosten durch die Stadt Bülach alleine zu tragen.

Der Stadtrat teilt die Meinung der Buchhofer AG, wonach eine neue Ost-West-Verbindung keine Alternative zum Projekt Zentrumsdurchfahrt darstellt.

Alternative Erschliessungsvariante Herti-Areal

Bereits früher wurde geprüft, ob das Herti-Areal verkehrstechnisch über eine SBB-Unterführung ab der
Nord-/Spitalstrasse erschlossen werden könnte. Der Stadtrat liess auch diese Variante durch die Buchhofer AG nochmals überprüfen. Abgesehen davon, dass die SBB bereits früher signalisierte, dass Unterführungen im Weichenbereich abgelehnt würden, liesse sich dieses Vorhaben auf Grund der hohen geschätzten Kosten von 3,4 Millionen Franken und der Entlastungswirkung von ca. 400 bis 800 Fahrten pro Tag nicht rechtfertigen. Zudem wird aufgezeigt, dass infolge des Wegfalls der Parkplätze im Bahnhofring auch bei der im Gestaltungsplan Bülach Nord vorgesehenen Nutzung im Hertiquartier tendenziell weniger Fahrten erzeugt werden als heute.

Der Stadtrat beantragt dem Gemeinderat, vom Bericht zum Postulat Kenntnis zu nehmen und es als erledigt abzuschreiben.

Öffentliche Anhörung Zentrumsdurchfahrt

Der Stadtrat anerkennt die Notwendigkeit zur Lösung der Verkehrssituation im Zentrum. Es besteht unbestrittenermassen Handlungsbedarf. Das Bild der Einwendungen bei der öffentlichen Anhörung zur Zentrumsdurchfahrt zeigt auf, dass sich die befürwortenden und die ablehnenden Stellungnahmen die Waage halten.

Aufgrund der Einwendungen zum Vorprojekt verlangt der Stadtrat dieses nochmals vertieft zu überprüfen mit Augenmerk auf folgende Fragen: Fahrbahngestaltung mit Pollern, Entfernung von Fussgängerstreifen Ja/Nein sowie die Parkplatzsituation entlang der Kasernenstrasse unter Beibehaltung der heutigen Anzahl Parkplätze.

Weitere Beschlüsse, welche das weitere Bearbeiten des Projekts Zentrumsdurchfahrt betreffen, werden erst gefasst, wenn der Bundesrat definitiv über das Agglomerationsprogramm 2. Generation und damit über eine Mitfinanzierung von rund 30 bis 40%, entschieden hat. Für die im Dezember 2015 vorgesehene Inbetriebnahme der Ortsbusdurchmesserlinie zwischen den Wohngebieten Bülach Nord/Ost, über das Zentrum in nach Bülach Süd/Bachenbülach, welche das Verschieben der Haltestelle Sonnenhof West erfordert, muss eine separate Lösung realisiert werden.

Christian Mühlethaler
Stadtschreiber
Tel. 044 863 11 25
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